Ein besonderes Ziel hat Fußballprofi Timo Baumgartl nach seinem Wechsel zum in die 2. Bundesliga abgestiegenen Traditionsklub FC Schalke 04.
„Wir wollen uns beide rehabilitieren: Schalke als Verein in der Ersten Liga und ich als belastbarer Profi“, sagte der 27-Jährige, der im Jahr 2022 eine Hodenkrebserkrankung überstand, im WAZ-Interview. Baumgartl kam von der PSV Eindhoven zu den Schalkern, hatte zuletzt für den Bundesligisten 1. FC Union Berlin gespielt.
Mit dem Wechsel nach Gelsenkirchen verbindet der Abwehrspieler die Hoffnung, dass sich die Öffentlichkeit nicht mehr allein auf seine Gesundheit achtet: „Für mich geht es auch darum, dass die öffentliche Wahrnehmung von der Krankheit weggeht. Auch deshalb bin ich hierhin gewechselt. Ich glaube, ich werde immer mit der Krankheit in Verbindung gebracht werden, weil sie zu meiner Geschichte gehört. Auf dem Platz hat das aber nichts mehr verloren. Es geht darum, so schnell wie möglich auf mein altes Leistungsniveau zu kommen.“
Baumgartl sagte, dass einige Wechsel wegen Zweifeln an seiner Leistungsfähigkeit nicht geklappt hätten: „Ich habe mit vielen Vereinen, auch Erstligisten, gesprochen, es hat sich aber herauskristallisiert, dass es bei vielen Bundesligisten wegen meiner überstandenen Erkrankung Skepsis gab. In der Rückrunde hatte ich deshalb auch wenig Spiele bestritten. Bei André Hechelmann und Schalke hingegen ging es nie um die Krankheit, sondern nur darum, dass sie mich unbedingt haben wollten.“
Ich möchte Menschen Mut geben, die diese oder eine andere Art von Krankheit haben.
Timo Baumgartl
Außerhalb des Platzes will Baumgartl weiterhin auf die Krankheit aufmerksam machen – und darauf, dass es möglich ist, die volle Leistungsfähigkeit zurückzuerlangen: „Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder man zieht sich zurück oder man wird seiner Rolle gerecht. Als Profifußballer, so sehe ich es, hat man eine Vorbildfunktion, der man in so einer Situation gerecht werden kann. Ich möchte Menschen Mut geben, die diese oder eine andere Art von Krankheit haben. Ich habe das Gefühl, in der Gesellschaft ist es verpönt, krank zu sein. Viele möchten es mit sich selbst ausmachen, nicht darüber sprechen. Ich musste lernen, dass es halbes Leid ist, wenn man Emotionen, Gefühle und Krankheiten mit anderen Menschen teilt. Ich glaube fest daran: Wenn man seine Freunde, seine Familie und seine Vorbilder hat, die das gemeistert haben, gibt das Energie und Motivation, die tückische Krankheit zu besiegen. Außerdem ist es für mich wichtig aufzuklären, dass auch junge Menschen an manchen Arten von Krebs erkranken können. Ich glaube, es war vorher nicht jedem klar, dass man sich untersuchen lassen kann. Es wäre schön, wenn man die Chance hätte, sich wenigstens einmal im Jahr kostenfrei checken zu lassen. Auch das verfolge ich.“